Wie wesentlich die Beziehung zwischen Behandler/In und Patient/In innerhalb einer Heilbehandlung ist, wurde schon in vielen Studien belegt, in manchen sogar, dass diese Beziehung der maßgebliche Faktor für einen Behandlungserfolg sei, noch vor den angewandten Behandlungsmethoden und -techniken. Auch Dr. John Upledger vermittelte uns diese Erkenntnis in unserer Ausbildung zum CranioSacral Therapeuten/In mit Nachdruck und brachte uns die einzelnen Phasen des therapeutischen Kontaktes innerhalb eines Behandlungsprozesses modellhaft nahe.
Es geht dabei darum, eine für die Patientin/ den Patienten bestmögliche, professionelle, aber authentische Verbindung zur Therapeutin/ zum Therapeuten herzustellen; gestaltet als Mischung aus einerseits genügend Nähe der Therapeutin/ des Therapeuten („Verschmelzen“, Verständnis, Empathie und Mitgefühl), und andererseits aus genügend Distanz (eigene Themen bearbeitet haben, Vertrauen haben, Wertungsfreiheit und Neutralität, Realitätsbezug, Selbstverantwortung lassen, „Entschmelzen“), sodass ein Raum der Sicherheit, der Tiefe und Menschlichkeit entstehen und gehalten werden kann, in welchem sich Menschen gesehen und verstanden und „mitgefühlt“ erleben. In einem solchen Raum kann eine Patientin/ ein Patient sich dann entfalten und begleiten lassen.
Ähnliches wäre auch auf der Bühne der zwischenmenschlichen Beziehungen wünschenswert. Doch es gibt viele („gute“) Gründe, warum das Menschen nicht gelingt, und so werden meistens unsere wichtigsten Beziehungen zum Forum von möglichen Verletzungen. Diese tragen wir dann bewusst oder nicht-bewusst manchmal ein Leben lang mit uns herum, ihre Wirkung beeinflusst unsere Wahrnehmung, unsere Gedanken und Glaubenssätze, unsere Verhaltensmuster, schlicht unser ganzes Leben, bis hin zum Einfluss auf unsere Gesundheit.
Aber so wie sich der „Beziehungsraum“ auf allen drei Ebenen - zum „DU“, zum „ICH“ und zum „Großen Ganzen“ - für mögliche Verletzungen (bis hin zu Traumen) zur Verfügung stellt, liegen deshalb gleichzeitig auch genau hier die Chancen für Heilung. Aus der Betrachtung unserer Beziehungen auf all diesen Ebenen können wir viel über uns selbst erfahren, erkennen, verstehen und lernen. Wir können uns dafür entscheiden, Verantwortung für uns und unsere Gefühle, unsere Wahrnehmungen und deren Interpretationen, in Zusammenhang mit Ereignissen in diesen Beziehungen, zu übernehmen.
Werden dadurch in der Folge Konflikte gelöst, kann sich der Mensch immer mehr auf allen drei Ebenen in harmonischen Beziehungen eingebunden fühlen und erfährt eine enorme Sicherheit und Stressreduktion (Nervensystem wird beruhigt), was sich auf Körperebene meist in einer verminderten Spannung zeigt, mit allen Folgen der geweblichen Entlastung.
Beziehungen könnte man also ganz allgemein als Lebenselixier bezeichnen, und so stelle ich deren Betrachtung in den Mittelpunkt meiner emotionalen Heilarbeit und sehe die Ereignisse auf dem individuellen, zwischenmenschlichen Beziehungsspielfeld als Leitpunkte, um Menschen auf den Weg zur inneren Erkenntnis zu führen und zu begleiten mit dem Ziel, eine bestmögliche Beziehungsharmonisierung herbeizuführen.